Burgistein hat eine bewegte Geschichte

Der Name Burgistein taucht erstmals in der Mitte des 13. Jahrhunderts auf. 1259 erwarb Jordanus de Tuno die Herrschaft von Burgistein. An aussichtsreicher Lage, dort wo heute noch das Schloss steht, errichtete Jordan von Burgistein, wie er sich von da an nannte, eine Burg. Diese Herrschaft dauerte bis ins Jahr 1340. Die Festung von Burgistein wurde dann von den Bernern vollständig zerstört und der Armbrustschütze Ryffli tötete Jordan III mit einem Pfeil. Die „Nachfahren“ erinnerten sich später an diese Tat und seit 1925 findet im Mai jedes Jahr das traditionelle Ryfflischiessen in Thun statt.

Die heutige Anlage stammt aus dem 16. Jahrhundert und ging 1717 an Juliana von Wattenwyl über. Sie brachte die Herrschaft in ihre Ehe mit Emanuel von Graffenried ein und seither sind Schloss und Güter bis auf den heutigen Tag im Besitz dieser Familie geblieben.

Über Herrschaften und Hofbauern

Die noch immer bestehenden Hof- und Siedlungsnamen deuten auf viele Arbeits- und Lebensgemeinschaften hin, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgehen. Handwerk und Gewerbe aber, konnten kaum existieren.

Burgistein war während Jahrhunderten wegen seiner Oberflächengestalt für Handwerk und Gewerbe ein steiniger Boden. Die Lage am Talhang behinderte die Ansiedlung und das Gedeihen solcher Betriebe. Wer Arbeit zu vergeben hatte, ging damit in die Nachbardörfer: Die Burgiwiler meistens nach Seftigen oder Wattenwil, die aus den höher gelegenen Höfen eher nach Riggisberg. Liess sich ein Handwerker in Burgistein nieder, blieb er vorwiegend "Lückenbüsser" für Kleinaufträge, "Chummer z'hülf", wenn es eilte, wenn schnell ein Einzelstück herzustellen oder dringend ein kleiner Schaden zu beheben war. Deshalb konnte sich mit einer Ausnahme kein Gewerbe über einen Einmann- oder Familienbetrieb hinaus entwickeln.

Den Charakter einer bäuerlichen Streusiedlung behielt Burgistein bis nach dem 2. Weltkrieg. Da waren Einzelhöfe und Hofgruppen mittlerer Grösse, viele Klein- und Kleinstbetriebe. Zwischen diesen hielten sich Einzelhandwerker, manchmal eine kleine Landwirtschaft zum Nebenerwerb betreiben oder umgekehrt das Handwerk für zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Der Schneider im Flüehli, bereits 100 Jahre früher erwähnt, war Mitte der 50er Jahre noch da, ebenso die Schmiede beim Weier. Die Mühle im Giebelbach und die Oele im Burgiwil wurden nicht mehr betrieben; geblieben sind bis heute die Namen als Ortsbezeichnungen. Sie erinnern an verschwundene Gewerbe.

Die Bauern hatten ihren Hof meistens als erblehen inne. Das heisst, sie schuldeten dem Grundherrn einen ewigen, unveränderbaren Bodenzins.

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Herrschaftsherrn und den Hofbauern, so auch um Weiderechte auf der Burgistein Allmend. 1756 beschloss der damalige Grosse Rat, die Allmenden durch die Gemeinde aufteilen zu lassen, denn auch die Armen sollten ihr Stück Land erhalten. In Burgistein dauerte es über 100 Jahre, bis 1888 der Reinplan im Grundbuch des Amtes Seftigen, Belp eingetragen werden konnte.

Schloss Burgistein

Das Schloss liegt in landschaftlich grossartiger, aussichtsreicher Lage und bildet mit seinen Bauten den prägenden Punkt unserer Gegend.

An die mittelalterliche Burg erinnert heute noch der rundum abgearbeitete Schlossfelsen, der Burggraben und das als Gartenterrasse dienende Fundament das im 16. Jahrhundert abgetragenen Bergfrieds vor dem Westbau. Dominiert wird das Schloss vom mächtigen Westbau (15. Jh.) mit hohem Walmdach. Hofseitig wurde ihm eine säulengetragene Galerie angebaut. Im Westen ist er durch eine Wendeltreppe im angebauten Treppenturm erschlossen.

Dem Westbau gegenüber liegt der kleinere Ostbau (16. Jh.). Darin befinden sich die Bibliothek und im 2. Stockwerk der Festsaal Bernhard von Wattenwyls. Hauptelement der prächtigen Ausstattung bildet die ausserordentlich reich gearbeitete Kassettendecke von 1673 - 1675. Die beiden Hauptbauten des Schlosses verbindet auf der Nordseite des Schlosshofes ein zweistöckiger Galerietrakt. Zentrales Element der Hoffas-sade bildet der vorspringende, achteckige Erkerturm mit geschweifter Haube und Laternenaufsatz. Dieser architektonisch und künstlerisch bedeutendste Bauteil wurde unter Bernhard von Wattenwyl 1573 errichtet.

Der Erkerturm ruht auf einem vierfach gestuften, von Blattfriesen überzogenen Korb, der von einem achteckigen Pfeiler mit Blattwerk- und Maskendekor getragen wird. Das Hauptgeschoss des Erkers ist vollständig mit Flachreliefs überzogen: Die Brüstungsfelder sind mit den Allianzwappen von Wattenwyl - von Luternau und mit Blattwerkkompositionen geschmückt. Dazwischen befinden sich zwei ausdruckstarke, voll-plastische Fratzen. Über den Fenstern finden sich das Wappen von Burgistein mit der Jahrzahl 1573 und Reliefs mit Einhörnern. Am fensterlosen Obergeschoss des Erkers ist eine Uhr angebracht. Der zierliche Erkerturmhelm wird von einer Firststange mit Knauf und Wetterfahne, durchbrochen mit dem Wappen von Graffenried, gekrönt.

Das Wappen

Linksschräg geteilt von schwarz mit einem wachsenden roten Hirsch an der Teilung.

Das Wappen des alten Rittergeschlechts "von Burgistein" wird um 1780 als Ortswappen genannt und seit gut 50 Jahren als Gemeindewappen verwendet.